Der Segel-Club Flakensee e.V. hat eine lange bewegte Geschichte hinter sich. Hier findet ihr mehr dazu.
Am 1. März 1955 fanden sich in einem Strandcafe am Flakensee 13 Segler zusammen und
gründeten den Verein SG Einheit Woltersdorf, wo es damals nur private Bootshäuser gab.
Schlüsselfigur war Harald Dorau, der Leiter der Hochseesegelschule auf der Insel Vilm gewesen war.
Er brachte von dort auch die ersten Boote mit, als die Schule aufgelöst wurde. Die Sportfreunde
beschafften sich bald auch selbst vor allem gebrauchte Boote.
Die Gemeinde stellte das erste Vereinsgrundstück in der nördlichen Bucht am Flakensee zur
Verfügung. Es war zwar ein verwildertes Grundstück, aber die Sportfreunde gestalteten es mit viel
Elan um. 1957 war der Verein schon auf 40 Mitglieder angewachsen.
1961 konnte der Verein in das Bootshaus FLAWA umziehen. Hier waren bessere Voraussetzungen
gegeben: ein großer Bootsschuppen und ein Wohnhaus. Die Arbeitseinsätze gingen weiter. Wir
bauten einen ordentlichen Steg, eine Slipwinde, eine Werkstatt und einen Motorschuppen. Im
Wohnhaus richteten wir eine Clubgaststätte ein. Später erweiterten wir das Clubhaus durch eine
Schifferstube. Heute hat das Gasthaus „Klabautermann“ seinen Sitz in unserem Club.
Der Verein wurde 1961 eine Sektion der BSG Chemie Erkner und genoss dadurch die Unterstützung
der beiden Patenbetriebe VEB Plasta und VEB Teerwerk. So wurde in den 1970-er Jahren das
Clubhaus mit Hilfe der beiden Betriebe gründlich saniert. Ein Sanitärtrakt wurde angebaut. Wir waren
nunmehr schon 180 Mitglieder.
Seit 1990 sind wir wieder ein eigenständiger Verein. Aus der SG Chemie Erkner wurde der Segel-Club
Flakensee e.V. Gegenwärtig sind wir etwa 110 Mitglieder und 10-15 Kinder- und
Jugendliche.
Von Anfang an engagierten wir uns in der Ausbildung der Segler (Schulungen für A-, B- und C-
Scheine). Wir nahmen nicht nur an Regatten im Revier teil, sondern veranstalteten eigene Regatten
auf dem Flakensee. Zuerst war Regattasegeln mehr „Learning by doing“, allmählich stieg das Niveau.
Heute richten wir jedes Jahr 7 Regatten aus, teils mit schönen Namen wie Maibowlenregatta,
Räucherlachsregatta, Speckkuchenregatta, Blaues Band vom Flakensee. Der jährliche Vereinsmeister
wird in 3 Wettfahrten ermittelt. Die Regatten fördern ein reges Vereinsleben. Dazu trägt auch die
traditionelle Pfingstwanderfahrt in benachbarte Segelreviere und die jährliche Winterwanderung bei.
Historische Jahre des Vereins waren auch die Jahre 1963 bis 1965. 1963 wurde mit dem Bau eines
Hochseekielschwerters begonnen. Schon nach 2 Jahren fanden Taufe und Stapellauf der
Hochseeyacht mit dem Namen „Berliner Bär“ statt. Im gleichen Jahr erfolgte der Start zu einem
Mittelmeertörn. Das zeugt von einem unglaublichen Enthusiasmus und von großem
Organisationstalent, aber auch von handwerklichem Geschick. Walter Moritz war Bootsbauer, um ihn
und Harald Dorau scharte sich eine Interessengemeinschaft von 30 Sportfreunden, die das
Anfangskapital und tausende Arbeitsstunden einbrachten. Sie gewannen Werner Siegel als
Chefkonstrukteur und begeisterten sowohl den DTSB-Vizepräsidenten Rudi Reichert als auch den
Volkskammerpräsidenten Johannes Dieckmann für den Bau und einen Hochseetörn der Yacht. Die
politischen Rahmenbedingungen waren damals günstig, da die DDR um ihre Anerkennung rang und
so das politische Interesse bestand, Flagge auf dem Mittelmeer zu zeigen. Harald Dorau konnte auch
Betriebsleiter für die Idee einer Expedition begeistern. Insgesamt halfen 48 Betriebe und stellten
Testmaterial und -geräte zur Verfügung. Der Mittelmeertörn dauerte 8 Monate von Oktober 1965 bis
Mai 1966. Karl Behrend hat ihn in dem Buch „Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer“ beschrieben.
Danach war der Berliner Bär hauptsächlich im Ostseeraum unterwegs. Die Nachfrage war sehr groß:
Ostseeregatten, Langfahrten nach Polen und in die baltischen Republiken, Ausbildungsfahrten mit
Jugendlichen, Urlaubstörns. Viele Segler auch aus anderen Vereinen waren mit unserem Schiff
unterwegs. Nach 1990 fanden Törns nach Norwegen und England statt.
Die Bilanz von 1965 bis 2017 sind etwa 207.000 Seemailen. Im Jahr 2017 war das Schiff sanierungsbedürftig und die
Vollversammlung entschied sich zum Verkauf. Gegenwärtig befindet sich der Berliner Bär in
polnischer Hand und bietet Mitsegel-Gelegenheiten an.
Von Anfang an hatte auch die Kinder- und Jugendarbeit im Verein einen hohen Stellenwert.
1962 baute Walter Moritz den ersten von 11 Cadets für den Verein. Diese Initiative fand im
„Segelsport“ Nr. 7/1962 Anerkennung und führte zu Bootsbestellungen aus anderen Vereinen. Ab 1966 waren unsere
Kinder und Jugendlichen auf der 1. Kinder- und Jugendspartakiade und der Deutschen
Jugendmeisterschaft vertreten. Bekannt waren in der DDR unsere Frühjahrsregatten für die Kinder- und
Jugendlichen. Ab 2013 haben wir sie unter dem Namen „Berliner Bär“ für Opti und Cadet wieder aufgegriffen, es ist aber schwer, eine neue Regatta zu etablieren. Im Winter bieten wir Theorie, Schwimm- und Athletiktraining für die Kinder und Jugendlichen an.
2015 feierten wir den Doppelgeburtstag des Vereins unnd des Berliner Bären. Anlässlich der zwei
Jubiläen haben wir die Geschichte unseres Vereins aufgeschrieben: „60 Jahre Segelclub am
Flakensee und 50 Jahre Berliner Bär“.
Diese Chronik soll den Generationswechsel begleiten und die Begeisterung für den Segelsport
weitertragen. Im Jahr 2019 erschien dann ein Buch auch über unsere Segelyacht: „Törns mit dem
Berliner Bär“ bei edition bodoni, wo die Segler die erlebten Geschichten selber erzählen.